Unsere heutige Interviewpartnerin ist Hanna Sostak, Systemische Beraterin und jahrelang engagierte ProfilPASS-Multiplikatorin mit dem Dialogzentrum in Berlin. Viel Spaß beim Lesen!
Frau Sostak, wie haben Sie zum ProfilPASS gefunden?
Als Systemische Beraterin und Arbeitsvermittlerin war es mir immer wichtig, Arbeitsuchenden an Stellen zu vermitteln, die wirklich, wirklich passten. Genauso wichtig war mir natürlich auch, dass die Arbeitgeber glücklich mit ihren neuen Mitarbeiter*innen waren. Meine Vermittlungsquote war recht hoch, doch interessanterweise kamen die wirklich erfolgreichen Vermittlungen nie aufgrund der formalen Passung zustande, sondern „durch ein bestimmtes Gespür für Potenziale“, das ich zu haben scheine.
Ich wollte eine Methode finden, die wissenschaftlich fundiert ist und mit der informell erworbene Kompetenzen und Potenziale ganz unabhängig von „Gespür“ festgestellt und belegt werden kann. Also machte ich mich auf die Suche nach der entsprechenden Methode.
Was ist ihr Lieblingsabschnitt im PP?
Mein Lieblingsabschnitt ist auf jeden Fall „Meine Tätigkeitsfelder“, weil für mich die 4-Schritt-Methode . (Benennen, Beschreiben, Auf den Punkt bringen und Bewerten) das Herzstück der ProfilPASS-Arbeit ist. Ansonsten hängen meine Lieblingsabschnitte immer von den biografischen Hintergründen meiner Klient*innen und den jeweiligen Beratungskontexten ab. Eine große Stärke des PP für Erwachsene (Blau) ist die klare Struktur. Das bedeutet, dass er linear Schritt für Schritt bearbeitet werden kann und am Ende kommt immer die Kompetenzbilanz heraus. Es gibt hin und wieder Klienten, die genau das möchten und sich nach 5 Sitzungen bedanken und verabschieden. Die Mehrzahl meiner Klient*innen schätzt aber vielmehr die Multidimensionalität der Beratung, die nicht die Bilanz in den Mittelpunkt stellt, sondern die Persönlichkeit und dadurch Klarheit in vielschichtige Fragestellungen bringen kann. Aus diesem Grunde nutze ich gern auch den PP für junge Menschen (Rot) und PP in Einfacher Sprache (Petrol) bzw. kombiniere Teile aus den Workbooks.
Was war ihr bewegendstes Erlebnis in der PP-Beratung?
In meiner über zehnjährigen Praxis als ProfilPASS-Beraterin durfte ich Einblick in unzählige Biografien erhalten. Dabei gab es keine Beratung, die mich nicht auf irgend eine Art berührte. Ich
habe sogar den Eindruck, dass meine Faszination für Menschen mit ihren individuellen Ressourcen und Potenzialen mit steigender Erfahrung zunimmt.
Hier ist ein Beispiel, das schon ein paar Jahre zurückliegt:
Ein 23-jähriger Mann, der als ehemaliger Schulverweigerer keinen Schulabschluss hatte und seit Jahren einen Großteil seiner Zeit mit Online-Spielen und dem Komponieren von Elektromusik verbrachte, kam zur ProfilPASS-Beratung. Er lebte von Hartz IV und sah keinen Sinn in irgendeiner Ausbildung. Sein Interesse lag in Themen wie Software-Entwicklung, Psychologie, Philosophie aber er hatte auch viel Erfahrung im Umgang mit PC-Hardware. Zudem war sein Englisch exzellent, da er Games auf hohem internationalen Niveau spielte.
Durch die ProfilPASS-Beratung und den daraus resultierenden Kompetenznachweis hatte er eine einzige Referenz, die er seinen Bewerbungsunterlagen beifügte. Er bewarb sich
als B2B-Berater im internationalen Kundensegment bei einem namhaften amerikanischen IT-Konzern. Er bestand das AssessmentCenter mit Bravour und wurde direkt als Trainee von der firmeneigenen Academy aufgenommen, um gezielt gefördert zu werden. Er war überglücklich. Ich auch!
Ein Interview von wbv media 12/2019